Die niederländische Krankenvollversicherung: Ein Vorbild für die PKV in Deutschland?

In den Niederlanden sind die Unterschiede zwischen der privaten Krankenversicherung (PKV) und der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) aufgehoben. Stattdessen beteiligen sich alle krankenversicherten Einwohner an einer einheitlichen Form der Krankenversicherung, deren Finanzierung über eine Kopfprämie und einen ergänzende einkommensabhängige Komponente erfolgt.

Das niederländische System der Krankenversicherung

Einen weiteren Baustein der Finanzierung der niederländischen Krankenversicherung stellenZuschüsse aus Steuermitteln dar, welche vorwiegend dem sozialen Ausgleich dienen. Das niederländische Gesundheitswesen gilt als vorbildlich, was weniger an der Finanzkraft als an der zuverlässigen Einhaltung strenger Regeln gilt.

So werden alle in ein niederländisches Krankenhaus eingelieferte Patienten auf Keime untersucht. Zugleich wird der Wechsel des Arztes oder der Apotheke vom niederländischen Gesundheitswesen erschwert. Das vermeidet Doppelbehandlungen ebenso wie unerwünschte Wechselwirkungen zwischen von verschiedenen Ärzten verschriebenen Arzneimitteln.

Warum die Übertragbarkeit eingeschränkt ist

Vor der Vereinheitlichung der Krankenversicherung in den Niederlanden mussten Menschen mit hohem Einkommen der PKV beitreten, da die Mitgliedschaft in der gesetzlichen Krankenversicherung an ein Höchsteinkommen gebunden war.

In Deutschland besteht hingegen beim Überschreiten der Beitragsbemessungsgrenze ein Wahlrecht zwischen der GKV und der PKV. Die Gesellschaften der PKV lehnen eine Bürgerversicherung, deren Durchführung nach den meisten Modellen den gesetzlichen Krankenkassen übertragen wird, wegen des Verlustes eines für sie wichtigen Geschäftsfeldes ab.

Tatsächlich erzielt die PKV den größten Teil ihrer Gewinne jedoch nicht mehr in der Vollversicherung oder der Ergänzungsversicherung zur Beihilfe der Beamten, sondern mit Zusatzversicherungen für Mitglieder gesetzlicher Krankenkassen. Dieses Geschäftsfeld bleibt nach der Einführung einer Bürgerversicherung in Deutschland bestehen, da diese wie die heutige Gesetzliche Krankenversicherung nur die dringend notwendigen Gesundheitsausgaben trägt.

Momentan kein Handlungsbedarf

Diskussionen über eine mögliche Umgestaltung der Krankenversicherung in Deutschland kommen auf, wenn die gesetzlichen Krankenkassen wirtschaftliche Schwierigkeiten melden oder Zusatzbeiträge einführen.

Zurzeit ist die wirtschaftliche Lage der GKV überdurchschnittlich gut, so dass ihre Mitglieder von der Praxisgebühr entlastet werden konnten und keine Kasse einen Zusatzbeitrag erhebt. Eine Sozialkomponente ist in der deutschen Krankenversicherung durch die Beschränkung der jährlichen Zuzahlungen auf einen vertretbaren Anteil des Bruttoeinkommens gegeben.