Negativer Leitzins zeigt Erfolg: Banken legen weniger Geld bei der EZB an

Vor wenigen Tagen hat die Europäische Zentralbank einen neuen Kurs in der Geldpolitik für die Eurozone eingeschlagen: der sogenannte Einlagezins wurde in den Negativbereich gesenkt, um so die Banken zu mehr Kreditvergabe zu zwingen.

EZB-Chef Draghi will Banken zu Kreditvergabe zwingen.

Durch die Senkung des Einlagezinses in den Minusbereich wird ein Parken des Geldes für Banken unrentabel. Die EZB will so die Konjunktur ankurbeln.

Vor wenigen Tagen erst hat Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank EZB, die Senkung des sogenannten Einlagezinses (Einlagefazilität) unter Null veranlasst- also in den Minusbereich! Die Banken, die ihr überschüssiges Kapital über Nacht bei der EZB zinsbringend anlegen wollen, bekommen so keine Zinsen mehr, sondern zahlen regelrecht drauf.

Die Geldpolitik der EZB verfolgt damit ein klares Ziel: sie will die Banken und Kreditinstitute dazu zwingen, ihr Geld auszugeben, statt anzuhäufen. Dies tun Banken vorwiegend über die Vergabe von Krediten. Das können sowohl großrahmige Kredite für Immobilien etc. sein, als auch kleine Verbraucherkredite zur Finanzierung von Elektrogeräten, Küchen und ähnlichen Anschaffungen.

Wirkung der Zinspolitik bereits nach 24 Stunden spürbar

Bereits 24 Stunden nach Inkrafttreten des resoluten Entschlusses des EZB-Chefs zeigte die Maßnahme Wirkung: die Banken legen derzeit so wenig Geld zurück wie zuletzt vor drei Jahren (2011). Die im gesamten Euroraum agierenden Kreditinstitute haben also schon jetzt ihre kurzfristigen Einlagen bei der EZB auf 13,6 Milliarden Euro reduziert – das ist ein Rückgang um 25,4 Milliarden Euro.

Zwar lässt der Anstieg des Kapitals auf den laufenden Konten der Banken von zuvor 16,7 Milliarden Euro auf nun 206,8 Milliarden Euro vermuten, dass die Geldhäuser ihre Mittel umgeschichtet haben, doch auch hier greift die Geldpolitik des Negativzinses, sobald die Einlagen auf den entsprechenden Konten die sogenannte Mindestreserve überschreiten. Diese Mindestreserve ist ein Kapitalpolster der Banken, welches gesetzlich verpflichtend angelegt werden muss, um die Liquidität der Geldhäuser für Engpässe zu garantieren.

Gründe für die strikte Geldpolitik der EZB

Durch die Maßnahme des ins Negative gesenkten Einlagezinssatzes soll der momentan sehr starke Euro geschwächt werden, um so die Konjunktur und damit verbunden die Inflation zu animieren. Durch die in Umlauf gebrachte Geldmenge soll die Wirtschaft angekurbelt und Investitionen von Wirtschaftsakteuren angeregt werden. Besonders in Südeuropa soll so die schwächelnde Kreditvergabe angekurbelt werden. Der Erfolg dieser rigorosen Maßnahme ist langfristig noch ungewiss, da praktisch kaum Erfahrungswerte vorhanden sind.

Grundsätzlich beschwichtigt die EZB aber die Dringlichkeit solcher Maßnahmen und betont, dass man kein großes Deflationsrisiko für den Euroraum ausmache: „Verglichen mit vergangenen Phasen eindeutiger Deflation in entwickelten Volkswirtschaften erscheint das Risiko einer Deflation im Euroraum zum gegenwärtigen Zeitpunkt gering“. Dennoch machen Phasen mit anhaltend geringen Inflationsraten „angemessene“ geldpolitische Reaktionen erforderlich. Inflations-Ziel der EZB ist eine jährliche Inflationsrate von etwa 2 Prozent.

Mittel und Instrumente der EZB zur Geldpolitik

Das Offenmarktgeschäft ist das Hauptinstrument der Europäischen Zentralbank, die beispielsweise durch Tenderverfahren und Feinsteuerungsoperationen die Giralgeldschöpfung regulieren kann. Zusammengefasst: wollen die Banken Geld parken, können sie dieses durch Anleihenkäufe an der EZB zum vereinbarten Zins aus dem Verkehr ziehen. Brauchen sie hingegen Geld, verkaufen Sie der EZB ihre Anteile zurück.

Weitere Instrumente der Geldpolitik sind die ständigen Fazilitäten (worunter auch der Leitzins fällt), Devisenmarktinterventionen und Mindestreservesätze.