Keine gesetzliche Regelung trotz hoher Dispozinsen

Die Zinsen für Dispo-Kredite liegen einer Studie zufolge viel zu hoch über dem eigentlich notwendigen Maß. Die Verbraucherschutzministerin appeliert daher an die Vernunft der Banken.

Hand zieht Geldscheine aus einem Geldautomaten.

Trotz einer deutlichen Senkung der Zinsen zahlen Verbraucher immer noch sehr viel für ihren Dispokredit.

Was viele Bankkunden schon längst ahnen, bestätigt nun eine Studie, die vom Verbraucherschutzministerium in Auftrag gegeben wurde. Laut dieser Studie ist es so, dass die Zinssätze für den Dispo der Banken in Deutschland zu hoch sind.

Für diesen Dispokredit, also die Überziehung des Kontos, berechnen die Kreditinstitute momentan bis zu 14 %. Allerdings sei es so, dass ein Zins von 10 % vollkommen ausreichen würde, damit die Banken auch wirklich profitabel arbeiten könnten.

Aigner lehnt Regelung der Dispozinsen ab

Der Studie nach kassieren sehr viele Sparkassen und Banken einen recht hohen Dispozins für die Überziehung des Girokontos. Trotz dieses Ergebnisses lehnt aber Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) ab, eine gesetzliche Regelung zu schaffen, um diese Zinsen zu regulieren. Aigner (CSU) beließ es zunächst dabei, an die Kreditinstitute zu appellieren, dass diese für eine volle Transparenz beim Dispo und auch faire Konditionen sorgen sollen.

Dispo: Zinshöhe ungerechtfertigt

Auf 254 Seiten belegt die Studie auch, dass dieser Dispozins teilweise sehr hoch und ungerechtfertigt ist. In den letzten Jahren sei keine Erhöhung des Verwaltungs- und Bearbeitungsaufwands festgestellt worden, und es gebe auch keine großen Ausfallquoten. Hingewiesen wird auch darauf, dass sich die Banken momentan zu einem sehr günstigen Zinssatz Geld leihen können von der Europäischen Zentralbank, allerdings sind die Zinsen für den Dispo nicht in gleicher Weise gefallen.

Die Verfasser der Studie folgern daraus, dass die Erträge, welche die Banken durch das Geschäft mit dem Dispo einnehmen, wohl deutlich die Kosten übersteigen, die für dieses Produkt entstehen. Somit werde der Überschuss des Dispo für die Gewinnsteigerung oder auch die Quersubventionierung von verschiedenen anderen Leistungen verwendet (zum Beispiel für kostenlose Girokonten).

Viele Verbraucher schlecht informiert – Aigner fordert mehr Transparenz

Der Dispo ist bei den Verbrauchern sehr beliebt: Etwa 80 % der Haushalte in Deutschland verfügen über einen solchen Überziehungskredit – und er wird auch gerne genutzt. Diese Art des schnellen Kredits ohne Antrag, der sofort verfügbar ist, bietet eine große Flexibilität. Daher sind die Kunden auch oft gerne bereit, die Zinsen dafür zu zahlen.

Die Autoren der Studie sind der Meinung, dass die Verbraucher auch nicht ganz unschuldig an den hohen Zinsen für den Dispo seien: Denn kaum ein Inhaber einer Girokontos weiß überhaupt, wie hoch der Zins für seinen Dispokredit überhaupt ist. Das liegt vor allen Dingen daran, dass man zum Beispiel auf der Website der Bank oft sehr lange suchen muss, bis man eine entsprechende Preisliste für Kontoüberziehungsgebühren findet.

Dies ist ein Punkt, der auch Verbraucherministerin Aigner am Herzen liegt. Mehr Transparenz sei in dem Bereich Dispo-Kredit auf jeden Fall notwendig – es könne nicht sein, dass man erst eine Stunde auf der Webseite einer Bank suchen müsse, bis man herausfinde, wie hoch der Dispozins sei, so Aigner. Daher appelliert sie an die Vernunft und Einsicht der Banken, anstatt eine staatliche Regelung in Betracht zu ziehen.