Retorten-Leber aus dem Mäusegehirn

Ein weiterer Schritt in Richtung Ersatzteillager künstlich gezüchteter Organe ist getan: Menschliche Leberzellen wachsen im Kopf von Mäusen, berichtet das Fachmagazin Nature.

Hunderte Versuche in der Petrischale hat es gebraucht, dann gelang den Forschern, eine Leberknospe zu züchten.

Hunderte Versuche in der Petrischale hat es gebraucht, dann gelang den Forschern, eine Leberknospe zu züchten.

Diese kleine medizinische Sensation ist einem japanischen Forscherteam von der Yokohama City University gelungen. Dazu züchteten die Wissenschaftler um Takanori Takebe zunächst ein Gemisch aus drei verschiedenen menschlichen Zelltypen in der Petrischale, ein sogenannte Leberknospe.

Diese Organ-Vorstufe pflanzten sie anschießend in den Kopf der Versuchstiere, da es hier besonders einfach ist, mit speziellen Mikroskopen Aussehen, Wachstum und Funktion des Gewebes zu beobachten.

Elementar funktionstüchtig

Die Zellen und das Gewebe fanden laut der Studie Anschluss an das Gefäßsystem, wenngleich dem Kunstorgan wichtige Elemente wie Gallengänge für die Entgiftung fehlen. Über mehrere Monate analysierten die Forscher die Funktionstüchtigkeit der Mini-Leber und wagten gar eine Transplantation in den Bauchraum, was der natürlichen Lage der Leber nahe kommt.

Auch dort integrierten sich die Leberzellen. Mäuse, deren Leber geschädigt war, überlebten mithilfe der Leber aus dem Labor. Damit kann das Retortenorgan Leberfunktionen zumindest teilweise übernehmen.

Ersatzteillager für Organe noch Zukunftsmusik

Inwieweit bzw. in welchem Zeitraum diese Ergebnisse jedoch für Organtransplantationen an Menschen umsetzbar sind, ist noch nicht absehbar. Denn ob das Mini-Organ die Größe einer menschlichen Leber erreichen kann, ist ungewiss.

“Von einer echten Leber ist das weit entfernt€˜, urteilt Stuart Forbes, Transplantationsmediziner und Leberspezialist von der Universität Edinburgh.”Patienten könnten damit vielleicht so lange am Leben gehalten werden, bis sich ihre Leber regeneriert hat oder ein Spenderorgan verfügbar ist.€˜

Das allein könnte schon für viele Patienten lebensrettend sein. Nach Einschätzung von Studienautor Takebe sind erste Studien mit Patienten bereits vielleicht in zehn Jahren möglich.

Die Forscher aus Japan arbeiten derweil bereits an einer Übertragung ihrer Erkenntnisse auf die Anzucht von Bauchspeicheldrüsen- sowie Nierengewebe.