Verbraucherschützer fordern Verbot von Konservierungsstoffen

Eine aktuelle Studie des BUND gibt Anlass zur Sorge: Etwas jedes dritte Kosmetikprodukt im Check enthält mindestens eine hormonähnliche Substanz. Diese stehen im Verdacht, Unfruchtbarkeit und Krebs zu begünstigen.

Sonnencremes sollten gerade für Kinder kein Propyl- oder Butylparaben enthalten.

Sonnencremes sollten gerade für Kinder kein Propyl- oder Butylparaben enthalten.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat die Inhaltsstoffe von Kosmetika genauer unter die Lupe genommen. Wie sich dabei zeigte, sind in ca. einem Drittel der Proben hormonähnliche Stoffe enthalten.

Die Produktpalette reichte querbeet von der Gesichtscreme über Shampoo und Sonnencreme bis zu Zahnpasta.

Markenkosmetika fallen durch

Anhand einer Online-Datenbank mit 62.000 Einträgen ermittelte die Umweltorganisation den Gehalt laut europäischer Kosmetikverordnung zulässiger hormonähnlicher Stoffe. Dabei  handelte es sich überwiegend um Parabene, die als Konservierungsstoffe verwendet werden.

So findet sich in etwa einem Viertel der untersuchten Produkte Metylparaben, danach rangieren Propyl-, Ethyl- und Butylparaben mit einem Anteil von 18%, 12 % bzw. 10 %. Kritisch belastet sind Sonnencremes und Haarwachs (ca. 35 %) sowie Rasierschaum (30 %).

Fast jedes zweite Produkt der Kosmetikgiganten Beiersdorf, Procter & Gamble und L´Oréal enthält die eine oder andere strittige Substanz.

Was bewirken hormonähnliche Stoffe?

Grundsätzlich muss man zwischen endokrin aktiven Substanzen und endokrinen Disruptoren unterscheiden, denn nur die zweite Gruppe steht unter dem Verdacht, Unfruchtbarkeit, Verhaltensstörungen oder gar Krebserkrankungen auszulösen.

In Tierversuchen wurde deren schädliche Wirkung auf den Hormonhaushalt ermittelt, ob sich die Ergebnisse jedoch auf den Menschen übertragen lassen, ist noch nicht geklärt. Auch spielt natürlich die Konzentration im jeweiligen Produkt eine ausschlaggebende Rolle.

Das Zusammenspiel verschiedener hormonähnlicher Substanzen, wozu auch Bisphenol A und Phtalate zählen, bei der täglichen Beautyroutine, kann schließlich zu einem sogenannten Cocktaileffekt führen.”Diese Cocktaileffekte sind bislang nicht wissenschaftlich untersucht€˜, so Andreas Gies vom Umweltbundesamt.

Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO warnt vor endokrinen Disruptoren, denn hormonbedingte Störungen nehmen in den letzten Jahren zu. So sinkt z.B. die Spermienqualität junger Männer in Europa, während Mädchen immer früher in die Pubertät kommen.

Ob allerdings hormonähnliche Stoffe und nicht andere Faktoren dafür verantwortlich sind, ist wissenschaftlich kaum nachzuweisen.

Hormonelle Belastung oder Allergierisiko?

Ein Verzicht auf Parabene bedeutet, dass der Wirkstoff ersetzt werden muss. Die Eigenmarken der Drogerieketten dm und Rossmann erzielen hierbei zwar lobenswerte Resultate im BUND-Check, greifen allerdings auf Kosten der Hautverträglichkeit zu anderen Konservierungsstoffen.

Während das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) die geltenden Grenzwerte als ausreichend bewertet, fordern die Verbraucherschützer den Verzicht der umstrittenen Stoffe, vor allem Babyprodukte sollten keine Propyl- und Butylparabene enthalten.

Hierzulande sehen Kosmetikhersteller in ihren Produkten bzw. den verwendeten Substanzen keine Gefahr, in Dänemark dagegen existiert bereits seit 2011 ein Verbot bei Kosmetikprodukten für Kinder.