OP-Risiko Unterkühlung

Sinkt die Körperkerntemperatur unter 36 Grad Celsius, spricht man von einer Unterkühlung oder Hypothermie. Was kaum jemand weiß: Bei rund 60% aller Operationen soll dies der Fall sein, warnt der Verband der Elektrotechnik (VDE).

Sogar die Ärzteschaft bestätigt dies: Anästhesist Alexander Torossian (Universitätsklinikum Marburg) geht sogar davon aus, dass der Wert gar bei 70% liegt. In der von ihm erarbeiteten „Leitlinie zur Verhinderung von Patientenunterkühlung“ beschäftigt er sich eingehend mit dieser Problematik.

In einzelnen Fällen kann die Hypothermie bis zum Schüttelfrost führen. Ernste gesundheitliche Probleme können die Folge sein. „Die normale Körpertemperatur ist bei einer Operation zu wahren.“, so die entsprechende Regelung im Infektionsschutzgesetz. Bestätigt wird dies auch durch Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts.

Mögliche Probleme während der OP

Durch eine Unterkühlung kann es beim Patienten zu Gerinnungsstörungen des Bluteskommen, oftmals werden vermehrt Blutkonserven benötigt. Außerdem könnenWundinfektionen und Herzkomplikationen häufiger auftreten.

Der VDE schätzt, dass dadurch etwa 20% aller OP-Patienten länger im Krankenhausverbleiben, was zu erheblichen, aber vermeidbaren Mehrkosten führe. Nach einer Untersuchung des National Institute for Health and Care Excellence (NICE) in Großbritannien aus dem Jahre 2008 können das je nach Szenerie bis zu 2.800,- € pro Patient sein.

In den schlimmsten Fällen habe die Unterkühlung schon zum Tod geführt.

Ursachen für die Hypothermie

Verschiedene Faktoren begünstigen eine Unterkühlung des Patienten im OP-Saal. Die Operationsräume sind aus hygienischen Gründen und zum Infektionsschutz nicht wärmer als 15° – 18° Celsius. Oftmals tun auch Klimaanlagen dort ihren Dienst.

Die Narkosemittel fördern die Hautdurchblutung, was zum Wärmeverlust führt. Expertenwenden ein, dass insbesondere die niedrigen Temperaturen nicht notwendig seien, da nicht erwiesen sei, ob sie das Infektionsrisiko mindern.

Abhilfe schaffen

Um die Gesundheit des Patienten zu schützen und das Problem aus der Welt zu schaffen, sindkeine besonderen Maßnahmen nötig. Spezielle Heizdecken können den Körper des Patienten auf einer angemessenen Temperatur halten.

Außerdem können Infusionen vorgewärmt werden. Spezielle Unterlagen, die mit Eisenoxid behandelt sind, sorgen in Verbindung mit Sauerstoff selbsttätig für eine Erwärmung. Eine neue Leitlinie soll die Gesundheit des Patienten während einer Operation schützen: “Vermeidung von ungeplanter perioperativer Hypothermie”.