Unisex sorgt für Wandel bei den PKV-Tarifen

Versicherungsmathematiker hatten in den letzten Monaten reichlich zu tun. Schließlich galt es, die Vorgabe des Europäischen Gerichtshofes umzusetzen. Seit dem 21. Dezember 2012 dürfen keine Versicherungspolicen mehr verkauft werden, die geschlechtsspezifische Unterschiede machen. Die Vertreter der privaten Krankenversicherung (PKV) zogen jetzt auf einer Fachtagung in Berlin eine erste Bilanz. Die PKV hat sich neu aufgestellt, so lautet das Credo der Versicherer.

Unisex führte zu besseren Leistungen

In der Lebensversicherungssparte galt es vorrangig, die für Männer und Frauen unterschiedlichen Lebenserwartungen in die neuen Tarife einzuarbeiten. Dagegen verknüpften die Versicherer der PKV die Umstellung auf Unisex mehrheitlich mit einer Erhöhung der Leistungen.

Verbraucher kritisierten seit längerem die teilweise schlechteren Leistungsansprüche im Vergleich zur Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Bereits im September 2012 hatte derPKV-Verband Mindeststandards für alle Versicherer beschlossen. Mit der Umstellung ihrer Tarife auf Unisex haben nunmehr die meisten Anbieter ihrer Leistungen im Bereich der ambulanten Psychotherapie erhöht.

Die Anzahl der möglichen Sitzungen hat sich gemäß den Vorgaben des Verbandes auf 50 erhöht. Auch im Hilfsmittelbereich und bei der Bezahlung von Entwöhnungsbehandlungen können Verbesserungen verzeichnet werden.

Tarifdschungel ausgedünnt

Gerd Güssler, Geschäftsführer des Marktbeobachters KVpro.de GmbH,  berichtete in Berlin über die Marktveränderungen. Vor Einführung von Unisex sahen sich Verbraucher einer Tarifschwemme von über 1500 Tarifen in der PKV ausgesetzt.

Wenn ein Kunde sich heute für ein Produkt der PKV interessiert, stehen für die Entscheidung nur noch 787 Tarifkombinationen zur Verfügung. Nach Güssler hatten bei der Neuausrichtung Unternehmen, wie z. B. Inter und Universa, wenig Handlungsbedarf. Diese Gesellschaften führten ihre bisher bereits starken Produkte aus der Bisexwelt unisexkalkuliert für Neukunden weiter.

Andere Anbieter, wie z. B. die Allianz oder der Deutsche Ring dünnten ihre umfangreiche Produktpalette aus. Ein Produkt, welches bisher leistungsmäßig konkurrenzfähig war, wurde in die Unisexwelt übernommen.  In den meisten Fällen war die Umstellung nur mit moderaten Beitragsanpassungen verbunden.

Bestandskunden brauchen sich grundsätzlich keine Sorge um ihren bestehenden Vertrag machen. Allerdings besteht eine gesetzlich verbriefte Wechseloption in einen neuen Unisex-Tarif. Güssler gibt aber zu bedenken, dass ein anschließender Wechsel zurück zu einem Produkt nach Bisex nicht mehr möglich ist. Deshalb sollten Interessenten vor ihrer Entscheidung die Tarife leistungsmäßig vergleichen, bevor der Blick auf die Beitragsunterschiede gerichtet wird.