Deutsche sehen Handlungsbedarf bezüglich der gesetzlichen Rente als obligatorisch an

Die gesetzliche Rentenversicherung betrachten viele Bürger angesichts des demographischen Wandels als nicht mehr ausreichend, private Altersvorsorge rückt in den Fokus der Betrachtung. Der Solidaritätsgedanke, der dem Generationenvertrag der gesetzlichen Rentenversicherung zugrunde liegt, wird infrage gestellt – zu Recht, meinen Experten. Ein Umdenken ist in der Politik wie in der Versicherungswirtschaft gefragt.

Lösungen für Arbeit und Rente

Experten der Versicherungswirtschaft unterstützen offensichtlich wenigstens gedanklich das kritisierte Modell der Zuschussrente der Sozialministerin von der Leyen. Denn die Fachleute für Vorsorge und Absicherung meinen, die private Altersvorsorge dürfe nicht auf eine künftige Grundsicherung angerechnet werden. Zudem hält man eine Aufklärungskampagne für nötig, welche Arbeitnehmer über ihre Ansprüche auf bAV (betriebliche Altersvorsorge) mittels Entgeltumwandlung aufklärt. Die bAV solle gleichzeitig ein Opting-Out-Modell, mithin individualvertraglich geregelt, werden.

Dass die gesetzliche Rentenversicherung nicht zu retten sei, behauptet zwar (noch) niemand, jedoch konstatieren die Spitzen der Versicherungsbranche, dass der Solidaritätsgedanke zwischen den Generationen schwindet, mithin sich ein jeder wohl um seine private Altersvorsorge kümmern müsse. Der demographische Wandel lasse ohnehin keinen anderen Schluss zu, so Dr. Werner Görg, Vorstandsvorsitzender der Gothaer-Versicherungsgruppe, auf einer Tagung in Berlin.

Denn die gesetzliche Rentenversicherung bezieht ihre frühere und derzeit noch vorhandene Stabilität aus drei Eckpfeilern des Generationenvertrages: Renten werden durchschnittlich sieben bis acht Jahre bezogen, Menschen steigen früh ins Berufsleben ein und die Alterspyramide weist mehr junge als alte Menschen auf.

Diese Eckpfeiler geraten komplett ins Wanken, und zwar durch den demographischen Wandel ebenso wie durch andere Entwicklungen wie den späteren Berufsstart. Das macht den Solidaritätsgedanken für viele junge Menschen obsolet, die gerade deshalb verstärkt an die private Altersvorsorge denken.

Nötige Ergänzung der gesetzlichen Rentenversicherung

Da der demographische Wandel den Solidaritätsgedanken schwinden lässt, macht sich eine Ergänzung der gesetzlichen Rentenversicherung durch private Altersvorsorge – beispielsweise per Riester-Rente – nach Expertenmeinung dringend erforderlich. Inzwischen sind 41 % der Bundesbürger der Auffassung, dass der Solidaritätsgedanke über Gebühr strapaziert, die jüngere Generation zu sehr belastet werde.

Das ist eine Folge des demographischen Wandels, den die gesetzliche Rentenversicherung in ihrer gegenwärtigen Form nicht mehr auffangen kann. Rürup- und Riester-Rente, betriebliche Altersvorsorge und keine Anrechnung der privaten Altersvorsorge auf spätere Rentenzuschüsse seien daher die Mittel der Wahl, so die Experten.