Machen Unisex-Tarife Versicherungs-Prämien teurer?

Nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) vom Frühjahr 2011 müssen ab Ende 2012 Versicherungstarife unisex gestaltet werden, d.h. für Männer und Frauen gleich. Das wird sich in einzelnen Versicherungssparten unterschiedlich auswirken – also bei der Rentenversicherung anders als bei der Kfz- oder der Krankenversicherung. Experten befürchten allerdings durch die Unisex-Tarife Preissteigerungen um bis zu 30 %.

Voraussichtliche Effekte der Unisex-Tarife

Es muss durch Unisex-Tarife Preisveränderungen geben, das steht fest. Anhand der privaten Rentenversicherung lässt sich das gut erklären: Frauen länger leben als Männer, gleichzeitig aber tendenziell früher in Rente gehen, sodass jene anders versichert werden müssen. Das Unisex-Urteil verbietet nun gerade das, mit der voraussichtlichen Folge, dass Frauen bei der Rentenversicherung sparen werden, Männer hingegen zuzahlen. Denn die Versicherungsgesellschaften müssen den Unisex-Effekt ausgleichen: Den Betrag, den also ein Geschlecht weniger zahlt, muss das andere drauflegen.

Frauen zahlen dafür bei Risikolebensversicherungen zu, bei Auto-Policen ebenfalls. Was heute vielleicht noch von den meisten abgetan wird, wird in einem Jahr für kräftige Diskussionen sorgen – wenn die Versicherer ihre Tarife ändern. Es gibt diverse Studien zu dem Thema; der einheitliche Tenor: Die Gerechtigkeit wird durch Unisex-Tarife gering, die unerwünschten Nebenwirkungen werden hingegen anwachsen. Der EuGH hat Deutschland eine bittere Medizin verabreicht.

Männer und Frauen werden draufzahlen

Der Gesamtverband Deutscher Versicherer (GDV) verurteilt die Unisex-Tarife mehr oder weniger in Bausch und Bogen. Beitragsgerechtigkeit lasse sich so keinesfalls herstellen, Diskriminierungsverbot hin oder her.

Das Beispiel der Rentenversicherung zeigt dies möglicherweise am besten auf. Es lässt sich weder an der Demografie, noch am Renteneintrittsalter rütteln; und so werden hier wohl Männer am meisten benachteiligt. Am Ende ergibt sich natürlich für jeden Verbraucher ein Kosten-Mix all seiner Versicherungen: bei der Kfz-Versicherung wird vielleicht gespart, bei der Rente als Mann draufgelegt, Mütter sparen eventuell, kranke alte Männer ebenfalls. Gesunde, ledige Kinderlose beiderlei Geschlechts werden am ehesten bei Unisex-Tarifen draufzahlen.

Die größte Befürchtung besteht indes darin, dass die Versicherungsgesellschaften einheitlich und flächendeckend die Policen erhöhen. Und wer kann hier schon nachrechnen, was dabei durch Unisex-Tarife verursacht wurde und was einfach Preisschneiderei ist?