Die größte Rendite werfen ‘langweilige’ Aktien ab

Die Börsenweisheiß schlechthin – je höher das Risiko, umso höher die Rendite – scheint widerlegt. Auf 20 Jahre betrachtet konnten die langweiligen Papiere ihren Wert verzehnfachen, wärend riskante Aktien etwa die Hälfte ihres Wertes verloren.

Balkendiagramm, ansteigend. Steigung betont durch roten Aufwärts-Pfeil.

Die Börsenweisheiten scheinen überholt: Anders als gedacht werden langfristig die risikoarmen Papiere die größte Rendite ab, während risikoreiche Aktien Verluste verzeichnen. Langfriste Anlagen sollten also nach neuen Erkenntnissen in risikoarme Werte erfolgen.

Wer mit Aktien eine ordentliche Rendite erzielen möchte, sollte sich von einem Mythos befreien: Viel Risiko bringt in Wahrheit nicht viel Gewinn. Die meisten Börsianer (und sonstige Menschen) glauben zwar, wenn sie mit hohem Einsatz spielen, kann sich das durchaus stark lohnen. Doch Börsenexperten ermitteln etwas anderes.

In Wahrheit bringen auf lange Sicht die langweiligsten Aktien die größte Rendite. Finanzdienstleister reagieren auf die Erkenntnis mit passenden Fonds.

Langfristige Renditen mit Aktien

Umfangreiche Recherchen kommen zu einem klaren Ergebnis: Wer langfristig die höchsten Renditen erzielen möchte, sollte keinesfalls ein hohes Risiko mit stark volatilen (schwankenden) Aktien eingehen. Diese können zwar explosionsartig steigen, doch auch ebenso dramatisch abstürzen. Ein scheinbar ehernes Gesetz besagt jedoch, dass das hohe Risiko eigentlich belohnt werden müsste, denn schließlich sollten die hohen Gewinne die Verluste im Durchschnitt übertreffen.

Das hieße dann, wer wagt gewinnt. Leider ist diese Kalkulation in den vergangenen 20 Jahren nicht aufgegangen, denn die volatilsten, also riskantesten Aktien haben im Durchschnitt wesentlich schlechter abgeschnitten als die ‘Langweiler’ mit nur schwachen Bewegungen. Wer in den vergangenen zwei Jahrzehnten ausschließlich auf Risiko setzte, hat damit im Durchschnitt sogar verloren.

Finanzdienstleister haben das Phänomen erkannt und entwickeln derzeit Fonds, die mit risikoarmen Aktien bestückt werden. Amerikanische Portfolio-Strategen haben diesbezüglich umfangreiche Untersuchungen mit Aktien des breit aufgestellten S&P-Index vorgenommen, in welchem 500 amerikanische Werte vertreten sind.

Vergleich der Renditen

Schwankungsarme Aktien des S&P mit geringem Risiko gewannen in den letzten 22 Jahren durchschnittlich 11,5 % pro Jahr, sie erscheinen auf den ersten Blick extrem langweilig. Große Kurssprünge passieren so gut wie nie, allerdings auch keine großen Abstürze – selbst bei Crashs nicht.

Das dürfte der Hauptgrund für ihre erstaunliche Rendite sein, denn die volatilen Aktien mit ihren zeitweiligen Kurs-Höhenflügen stürzen manchmal auch so dramatisch ab, dass über die Jahrzehnte betrachtet leider ein Verlust von -2 % entstand. 11,5 % Gewinn gegen 2 % Verlust – eindeutigerer Beweise bedarf es wohl nicht für die vorgestellte These.

Die Zahlen wirken so richtig dramatisch, wenn man sie über die Jahre kumuliert, also positive wie negative Zinseszinseffekte einrechnet. Hier ergibt sich bei einer Anlage von 10.000,- € in risikoarme S&P-Aktien über 22 Jahre ein Zuwachs auf stolze 109.660,- €, bei den risikoreichen Aktien hingegen schrumpfte das Kapital auf 6.412,- €.

Alternative: risikoadjustierte Indexfonds

Da dieses Phänomen bei nahezu allen Indizes der Welt zu beobachten war, bieten Banken inzwischen risikoadjustierte Indexfonds an, in welche risikoarme Papiere gelegt werden, die zudem untereinander kaum korrelieren.

Die Auswahl erfolgt unter den Werten eines klassischen Aktienindex, das könnten Dow Jones, Dax oder S&P sein, auch für den MSCI Europa gibt es so einen Fonds (‘Equity Europe Minimum-Variance’ mit der ISIN: LU-080-184-27-16). In solchen Fonds haben riskante Papiere nichts verloren, bislang kann sich die Performance sehen lassen: Sie liegt über der des MSCI World Index.