Überschüsse der Krankenversicherung: erste Kasse erlässt Praxisgebühr

Die KKH-Allianz ist die erste gesetzliche Krankenkasse, die ihren Versicherten aufgrund der enormen Überschüsse die Praxisgebühr erlassen wird – vorausgesetzt, es werden Vorsorgeuntersuchungen durcgeführt, prophylaktsiche Maßnahmen ergriffen oder Sport ausgeübt.

10 €-Geldschein, darauf weiße Versichertenkarte, darauf Hör-Teil eines Stetoskops.

Die KKH-Allianz wird ihren Versicherten 2013 die Praxisgebühr erlassen, sofern diese an Vorsorgeuntersuchungen teilnehmen. Grund für eine Entscheidung gegen Beitragsrückerstattungen ist die Abneigung gegen die Praxisgebühr als unzureichendes Steuerungsinstrument.

Die gesetzlichen Krankenkassen verfügen im Herbst 2012 über so viel Geld wie wohl noch nie: Bis Ende des Jahres könnte der Überschuss auf 12 Milliarden Euro steigen. Per Gesetz müssen die Krankenkassen das Geld sinnvoll verwenden, also entweder ihre Leistungen verbessern oder den Mitgliedern Prämien auszahlen.

Ansonsten fließt der Überschuss in den Gesundheitsfonds. Die KKH-Allianz hat sich nun entschlossen, ihren Mitgliedern die ungeliebte Praxisgebühr zu erstatten – wenn sie gleichzeitig gesundheitliche Vorsorgemaßnahmen treffen.

Krankenkassen profitieren von der Konjunktur

Wie alle anderen Sozialkassen profitieren auch die Krankenkassen von der immer noch blendenden Konjunktur in Deutschland und der damit verbundenen ausgezeichneten Arbeitsmarktlage. Es gibt mehr Beschäftigte und damit mehr Beitragszahler, das lässt den Überschuss bei den Krankenkassen anschwellen.

Einige Kassen werden ihren Mitgliedern Prämien erstatten. Die Techniker Krankenkasse fasste in einer Vorstandssitzung am 12.10.2012 den Beschluss über die Ausschüttung von 80,- € pro Mitglied, die übrigens auch neuen Versicherten zugute kommt, wenn diese rechtzeitig zur TK wechseln. Die KKH-Allianz will ihren Versicherten die Praxisgebühr erstatten, um den Überschuss in den Kassen auf gerechte Weise abzubauen.

Dieser fällt unerwartet hoch aus. Der Schätzerkreis der Krankenkassen hatte zuletzt mit rund 9 Milliarden Euro für 2012 gerechnet und sich in jüngsten Berechnungen nach oben revidiert. Zum Schätzerkreis gehören Experten des Gesundheitsministeriums und des Bundesversicherungsamtes sowie der Krankenkassen. Nicht nur die Beschäftigungslage, auch die vielen Gehaltserhöhungen der letzten Monate hätten für den Überschuss gesorgt, so die Schätzer.

KKH-Allianz prescht vor

Mit der Erstattung der Praxisgebühr nimmt die KKH-Allianz möglicherweise einen Schritt vorweg, der eigentlich von der Politik erwartet wird, denn die viel gescholtene Gebühr gehört längst auf den Prüfstand. Ein Sprecher der KKH Allianz teilte hierzu mit, dass man an keinerlei Steuerungswirkung durch die Praxisgebühr glaube, die nur Patienten und Arztpraxen gleichermaßen belaste.

Daher habe man sich zur Erstattung entschlossen. Die Versicherten der KKH-Allianz inklusive der kostenlos mitversicherten Familienmitglieder können also bis zu 40,- € pro Jahr zurückerhalten, wenn sie tatsächlich pro Quartal mindestens einmal beim Arzt waren und nachweisen, dass sie an Vorsorgeuntersuchungen oder prophylaktischen Maßnahmen – dazu zählt auch Sport – teilgenommen haben.