Zu viele OPs in deutschen Krankenhäusern?

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat darauf aufmerksam gemacht, dass in deutschen Krankenhäusern überdurchschnittlich viele Operationen durchgeführt werden. Vertreter der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) äußerten sich daraufhin kritisch über die Krankenhäuser und erklärten, dass oftmals nicht aus medizinischen Gründen operiert werde, sondern aus ökonomischen. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) dagegen verteidigte die hohe Anzahl an Behandlungen.

In Deutschland ist die Zahl der Klinikaufenthalte europaweit am höchsten: Die Krankenhäuser begründen die Behandlungen, die v.a. bei älteren Menschen nötig sind, mit der gestiegenen Lebenserwartung.

In Deutschland ist die Zahl der Klinikaufenthalte europaweit am höchsten: Die Krankenhäuser begründen die Behandlungen, die v.a. bei älteren Menschen nötig sind, mit der gestiegenen Lebenserwartung.

Die OECD hat den Weltgesundheitstag zum Anlass genommen, um darauf hinzuweisen, dass in Deutschland außergewöhnlich viele Behandlungen in einem Krankenhaus durchgeführt werden. Mit 240 Klinikaufenthalten pro 1.000 Einwohner übertrifft Deutschland den OECD-Durchschnitt von 155 Klinikaufenthalten pro 1.000 Einwohner deutlich und wurde dabei nur von Österreich übertroffen.

Diese sehr hohe Anzahl an Behandlungen in einem Krankenhaus in Deutschland bereitet dem amtierenden Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) Sorge. Der Minister befürwortet in Zukunft deutlich weniger Operationen in Deutschland.

Insbesondere beim Einsetzen von künstlichen Hüften und bei stationären Therapien von Herz-Kreislauf-Krankheiten heben sich deutsche Kliniken durch die Häufigkeit der Anwendung ab.

Krankenkassen üben heftige Kritik an Kliniken

Die gesetzlichen Krankenkassen (GKV) haben die Veröffentlichung der OECD-Statistik zum Anlass genommen, scharfe Kritik an den Krankenhäusern in Deutschland zu üben. Uwe Deh von der AOK geht davon aus, dass viele Operationen nicht aus medizinischen Gründen durchgeführt würden, sondern finanzielle Aspekte ausschlaggebend seien.

Dazu muss gesagt werden, dass die Kliniken fürs Operieren deutlich mehr Geld bekommen als für alternative Behandlungsmöglichkeiten. Da viele Chefärzte am wirtschaftlichen Erfolg ihrer Abteilung gemessen werden, erscheint eine hohe Anzahl an den in finanzieller Hinsicht lukrativen Operationen reizvoll.

Die OECD rät nun zum Gegensteuern, indem man in Zukunft die Ärzte und die Krankenhäuser, in denen sie arbeiten, an ihrem Behandlungserfolg misst und nicht mehr an der Anzahl der Behandlungen.

Kliniken holen zum Gegenschlag aus

Die Krankenhäuser wollen sich diese Vorwürfe nicht gefallen lassen und wehren sich nun. So verweist die DKG darauf, dass die gestiegene Lebenserwartung in Deutschland mehr Operationen als bisher erforderlich mache und wirft den Krankenkassen vor, älteren Menschen notwendige Behandlungen vorenthalten zu wollen.

Zudem versuchen die Kliniken, die Aussagekraft der OECD-Statistik zu relativieren. Weiterhin richtete die DKG den Vorwurf an die Krankenkassen, dass diese ihre Überschüsse für sich behalten wollten und nicht daran denken würden, die Kliniken daran zu beteiligen.

Dabei, so die DKG, haben die Kliniken in den letzten Jahren ihre Kosten konstant halten können und die Kosten bei der Patientenversorgung bleiben auf einem erträglichen Niveau.