Wahlkampf: SPD will große Pflegereform

Je näher die Bundestagswahl rückt, desto heftiger wird auch um die Qualität der Pflege diskutiert. Die SPD fordert im Zuge dessen weiterreichende Reformmaßnahmen.

Den Pflegeberuf wieder attraktiver zu gestalten, ist eine der großen Herausforderungen für die Gesundheitspolitik.

Den Pflegeberuf wieder attraktiver zu gestalten, ist eine der großen Herausforderungen für die Politik.

Gestartet ist die soziale Pflegeversicherung als eigenständiger Zweig der deutschen Sozialversicherung im Jahr 1995 mit dem Ziel, qualitativ gute und bezahlbare Pflegeleistungen finanziell abzusichern.

Trotz der einen oder anderen kleinen Pflegereform, mit der die Politik versuchte, auf geänderte Anforderungen in der Pflege zu reagieren, muss nach fast 20 Jahren eine negative Bilanz gezogen werden.

Immer mehr gelernte Pflegekräfte suchen nach beruflichen Perspektiven außerhalb des pflegerischen Bereiches. Gleichzeitig steigt die Zahl der in Pflegeheimen untergebrachten Pflegebedürftigen.

Als Fazit bleibt festzustellen, dass eine grundlegende Pflegereform dringend erforderlich ist.

Steinbrück wirft Regierung Versagen vor

“Vier Jahre Schwarz-Gelb: vier verlorene Jahre für die Pflege.€˜ Diese Worte von Peer Steinbrück, Kanzlerkandidat der SPD, sind deutlich. Und er steht damit nicht allein.

Jürgen Gohde, Vorstandsvorsitzender des Kuratoriums Deutsche Altenhilfe (KDA) fordert Änderungen. Insbesondere müsse im Bereich der Vermeidung von Pflege investiert werden.

Je besser ältere Menschen ins gesellschaftliche Leben integriert werden, desto stärker kann Pflegebedürftigkeit verhindert bzw. hinausgezögert werden. Auch sollte der Weg ins Heim die letzte Option sein.

Damit dies gelingen kann, müssen Gelder vorrangig in qualifiziertes Pflegepersonal sowie in die Infrastruktur des ambulanten Pflegebereiches fließen. Die SPD mit ihrem Kanzlerkandidaten verspricht daher eine grundlegende Pflegereform für die Zeit nach der Bundestagswahl.

Steinbrück nennt 125.000 neue Pflegekräfte als Ziel

Die Ziele im Falle eines Wahlsiegs sind ambitioniert zu nennen. 125.000 neue Pflegekräfte, mehr altersgerechte Wohnungen sowie eine Neudefinition des Begriffs der Pflegebedürftigkeit bilden das Kernstück der geplanten Pflegereform.

Insbesondere mit dem Letztgenannten tat sich Daniel Bahr (FDP), der amtierende Bundesgesundheitsminister, in der Vergangenheit schwer. Fest definierte zeitliche Vorgaben für Pflegemaßnahmen, wie z. B. Zähneputzen, Waschen oder der Essenzubereitung, lassen gegenwärtig kaum Raum für persönliche Gespräche mit Pflegebedürftigen.

Damit wieder der Mensch im Mittelpunkt der Pflege steht, müssen wir von dieser Pflege im Minutentakt wegkommen. Befragungen unter frustrierten Pflegekräften unterstreichen dies.

Pflegeversicherungsbeitrag soll um 0,5 % steigen

Die für die Umsetzung der Pläne erforderlichen finanziellen Mittel sollen durch eine Beitragserhöhung der Pflegeversicherung von 0,5 % aufgebracht werden. Rund 6 Milliarden Euro würden dann zur Verfügung stehen, um z.B. durch eine bessere Bezahlung den Pflegeberuf attraktiver zu machen.

Ebenso könnten dann auch die Vergütung der pflegerischen Leistungen seitens der Pflegekassen erhöht werden. Im Ergebnis könnten die Leistungserbringer neues Personal einstellen.

Denn nur wenn sich wieder mehr Menschen für eine Arbeit im Pflegebereich entscheiden, kann es gelingen, von der Fließbandarbeit im Minutentakt zur umfassenden pflegerischen Versorgung des Pflegebedürftigen überzugehen.