Studie: Lange Wartezeiten für gesetzlich Versicherte

Jeder gesetzlich Versicherte ist auf die längeren Wartezeiten bei Ärzten und Fachärztenaufmerksam geworden. Jetzt wurde durch eine Studie der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) nachgewiesen, dass privat Versicherte klar im Vorteil sind, wenn es um Wartezeiten und Facharztbehandlungen geht.

Zahlen & Fakten

Wer bisher dachte, die Ungleichbehandlung bei der Vergabe von Terminen würde sich nur auf reguläre Behandlungen beziehen, der irrt. Die Studie ergab, dass jeder vierte gesetzlich Versicherte (25,3 %) im Durchschnitt zwei Wochen auf einen Termin wartet – trotz akuter Schmerzen und dringendem Behandlungsbedarf.

Im Vergleich dazu: Nur 7,8 % der privat Versicherten mussten ebenfalls so lange warten. Bei einem Großteil waren die Wartezeiten sogar deutlich kürzer. Auch bei Terminen bei Fachärzten schnitten privat Versicherte besser ab. Die Wartezeiten waren hier wesentlich geringer als bei gesetzlich Versicherten.

Des Weiteren fiel bei der Studie auf, dass besonders ältere gesetzlich Versicherte unter der schwierigen Terminvergabe und den langen Wartezeiten leiden. Vertreter der gesetzlichen Krankenkassen fordern nun Sanktionen gegenüber den betreffenden Ärzten. Dies könnte zur Folge haben, dass Krankenkassen ihre bestehenden Verträge mit Fachärzten kündigen, welche den gesetzlich versicherten Mitgliedern keinen zeitnahen Termin geben.

Die Gründe für die Bevorzugung privat Versicherter

Gründe für dieses seit langem auftretende Problem ist die zunehmende Budgetierung im Bereich der Haus- und Facharztversorgung. Darunter haben gesetzlich Versicherte sehr zu leiden. Bei der Behandlung gesetzlich Versicherter sind die Ärzte bei der Abrechnung an festgeschriebene Gebührensätze und Pauschalen gebunden.

Privat Versicherte können hingegen höhere Sätze, nicht selten das Doppelte, bei ihren Krankenversicherungsunternehmen zur Erstattung einreichen. Auch können privat Versicherte sogenannte IGeL-Leistungen abrechnen. Dazu zählen vor allem neuartige Behandlungsmethoden, die aufgrund fehlender Studien hinsichtlich ihrer Wirksamkeit bisher nicht in den Leistungskatalogder gesetzlichen Krankenkassen aufgenommen wurden und deshalb den gesetzlich Versicherten nicht zur Verfügung stehen.

Ärzte wittern darin ein gutes Geschäft, da sie ihre Einnahmen durch privat Versicherte erheblich steigern können. Sie versuchen daher vermehrt, diese mit schnelleren Terminen und kürzeren Wartezeiten in ihre Praxis zu locken. Dies führt dazu, dass es für gesetzlich Versicherte zunehmend schwieriger wird, einen Termin ohne lange Wartezeiten zu bekommen.