AOK-Chef wettert gegen PKV

Die Private Krankenversicherung (PKV) könnte harten Zeiten entgegensehen. Denn nicht nur Politiker wie der CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn, sondern auch Branchenexperten fordern inzwischen dieAbschaffung des privaten Versicherungsmodells. Zuletzt äußerte sich AOK-Chef Jürgen Graalmannmit der Forderung, die PKV im Prinzip aufzulösen.

Fast alle gegen die PKV: Scheingefechte oder ernsthafte Diskussion?

Graalmann vertritt als Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes zwangsläufig die Interessen der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Dennoch darf man unterstellen, dass ein Insider in seiner Position nicht leichtfertig über die Konkurrenz – die PKV – herziehen würde. Graalmann äußerte sich jedoch unmissverständlich. Angesichts steigender Tarife, dem “Mauern” der PKV beim internen Tarifwechsel von Versicherten und hohen Kosten forderte der AOK-Chef, die PKV abzuschaffen.Graalmann erklärte das Geschäftsmodell der privaten Versicherer schlicht für gescheitert.

Da nur rund 11 % aller Deutschen in der PKV vollversichert sind, kann es nicht darum gehen, der GKVein paar Kunden mehr zuzuführen. Graalmann weiß offensichtlich, wovon er spricht, wenn auch sein Statement noch so sehr im Sinne der GKV politisch motiviert sein mag. Er sprach von einer “bedrohlichen Lage” für die PKV und forderte gleichzeitig die Politik auf, das private Kassensystem keinesfalls künstlich am Leben zu erhalten.

Einheitlicher Versicherungsmarkt die Zukunft?

Die Diskussion wogt seit einigen Wochen hin und her und flammte heftig auf, als CDU-Politiker Jens Spahn auf ähnliche Weise wie jetzt Graalmann die Abschaffung der PKV und stattdessen einen einheitlichen Versicherungsmarkt forderte. Schon im Februar hatte die SPD ihr traditionelles Modell einer Bürgerversicherung wieder thematisiert; diese würde ähnlich wie jetzt die GKV funktionieren. Auch die Verbraucherzentralen machen über ihren Bundesverband in der letzten Märzwoche 2012 auf die Kostensteigerungen bei der PKV aufmerksam. Diese hätten Versicherungsnehmer in ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten gebracht, so ein Verbandssprecher. Es wird sich wohl in den kommenden Monaten bei den privaten Versicherern etwas bewegen müssen.