Versicherungsbetrug kommt immer teurer

Versicherungsbetrug ist kein Kavaliersdelikt: Der Schaden beläuft sich auf 8 bis 12 Milliarden Euro jährlich für die Versicherungsbranche und führt zu höheren Beiträgen für alle.

Auffallend viele Mobiltelefone werden immer genau dann als beschädigt gemeldet, wenn ein neues Modell auf den Markt kommt.

Auffallend viele Mobiltelefone werden immer genau dann als beschädigt gemeldet, wenn ein neues Modell auf den Markt kommt.

Wenn ich meine Versicherung in Anspruch nehmen muss, erhoffe ich eine schnelle und kulante Schadensregulierung.€˜ So antworten Versicherungsnehmer, auf ihre Erwartungen gegenüber ihrem Sachversicherer angesprochen.

Ist sonst oft der Preis kaufentscheidendes Kriterium, sind Kunden bei ihrer Haftpflichtversicherung gern zu einer etwas höheren Prämienzahlung bereit, sofern die Bearbeitung ihrer Anträge unbürokratisch und zügig erfolgt.

Für die Versicherer gilt es, den Spagat zwischen angemessener Bezahlung eines gemeldeten Schadens und dem Entlarven von Missbrauchsfällen zu meistern. Denn leider wird gerade im Bereich der Haftpflichtversicherung immer öfter gezielt betrogen.

Schadenshöhe wird für die Versicherung beitragsrelevant

Betrug wird ein ernst zu nehmendes Problem für die Unternehmen. Der jährliche Schaden beläuft sich laut einer Studie der Beratungsgesellschaft Accenture europaweit auf 8 bis 12 Milliarden Euro.

Doch der Schaden liegt nicht allein bei den Versicherungsgesellschaften. Denn die erhöhten Kosten werden über steigende Prämien an alle Kunden weitergegeben. Von den im Rahmen der Studie befragten Gesellschaften verspüren über zwei Drittel einen kräftigen Anstieg der Betrugsfälle.

Mit konkreten Zahlen kann dies nach Angaben des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) aber nicht belegt werden. Ist der Betrug gut eingefädelt, merken die Schadensregulierer diesen erst gar nicht.

Experten gehen davon aus, dass mittlerweile jeder zehnte Schadensfall fingiert ist oder Kosten im Versicherungsfall zu hoch beziffert werden. Auffällig in diesem Zusammenhang sind steigende Schadenszahlen in Verbindung mit der Einführung neuer Unterhaltungselektronik oder Telekommunikationstechnik.

Handy-Besitzer beklagen pünktlich zum Verkaufsstart einer neuen Handy-Generation den Verlust ihres alten Gerätes. Schnell ist der Nachbar aus Versehen drauf getreten oder das Kind eines Freundes hat es leider ins Wasser getaucht.

Versicherer intensivieren ihre Anstrengungen gegen Versicherungskriminalität

Die Branche will nicht nur bei der Unterhaltungselektronik konsequenter gegen Versicherungsbetrug vorgehen. Durch die Einführung neuer Schadenssoftware sollen die Sachbearbeiter schneller auf Verdachtsmomente hingewiesen werden.

Die Mehrzahl der Versicherer nutzt bereits das Hinweis- und Informationssystem (HIS) der deutschen Versicherungswirtschaft. Seit 18 Jahren im Einsatz, wurde das vom GDV eingeführte System mehrfach überarbeitet. Die aktuellste Version kann seit dem 01.04.2011 eingesetzt werden.

Rund fünf Millionen Datensätze helfen bei der Suche nach Schwindlern. Für die Erfassung von Daten im System gelten klar definierte Kriterien. Durch die Größe der Datenbank kann so schnell festgestellt werden, wenn z. B. ein Kunde gehäuft Schäden meldet, die sich ähneln.

Thomas Lämmrich vom GDV schätzt ein, dass HIS bei 25 % der aufgedeckten Betrugsfälle den ersten Anhaltspunkt lieferte.